Bayerischer Denkmalpflegepreis 2018


Die Tragwerksplaner Adelmann, Landgraf, Schäfer tragen die Hauptverantwortung dafür, dass das 2017 fertiggestellte Behördenzentrum „Luitpoldbad“ in Bad Kissingen mit dem Bayerischen Denkmalpflegepreis in Silber ausgezeichnet wurde.

Begründung der Jury
Mit Freilegung und Ergänzung der historischen Gusseisenkonstruktionen wurde die Wiederherstellung des ursprünglichen Raumeindrucks des Treppenhauses erreicht. Die besondere Leistung der Tragwerksplaner bestand darin, die Tragfähigkeit der bauzeitlichen Konstruktion mit Vor-Ort-Messungen zu ermitteln, da ein rechnerischer Nachweis gegen den Erhalt gesprochen hätte.

Das historische Luitpoldbad von 1867 und 1902 liegt in der reizvollen Parklandschaft des Gartendenkmals Luitpoldpark. Die ingenieurtechnische und architektonische(Planung und Ausführung: GKT, Grellmann, Kriebel, Teichmann) Leistung war, das über 20 Jahre leerstehende, marode Gebäude im Heilquellenschutz- und Überschwemmungsgebiet der Saale für ein 1000-jähriges Hochwasser zu ertüchtigen sowie die historischen Bauteile für Gäste aus aller Welt nutzbar und erlebbar zu erhalten. Das Luitpoldbad sollte so in ein leistungsfähiges Behördenzentrum mit einem Veranstaltungsort für zum Beispiel die international bekannten Konzertreihen des Kissinger Sommers sowie Ausstellungsräume für die UNESCO-Bewerbung »Great Spas of Europe« umgebaut werden. Die Fertigstellung des Luitpoldbades erfolgte dann zur 150-Jahr-Feier des historischen Bades im Jahr 2017.

Bad Kissingen, ehemaliges Luitpoldbad (Actien-Bad-Etablissement), Neorenaissance, 1871, Leerstand seit ca. 1980, Umbau zum Behördenzentrum 2012 – 2017, Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH (Kurverwaltung), Büros des Musikfestival Kissinger Sommer, Vermessungsamt, freistaatliche Finanzkasse Bad Kissingen, Staatsbetrieb „Immobilien Freistaat Bayern“, Fertigstellung Ende 2017, Architektur: GKT, Grellmann, Kriebel, Teichmann, Fotos: Gerhard Hagen/poolima

 

Denkmalpflegerisches Konzept

Die 80 × 175 Meter messende zweigeschossige bauliche Anlage inklusive Heizhaus wurde zum Teil entkernt, vollständig zum Einbau einer V4A-Horizontalsperre aufgeschnitten und im Keller/Fundamentbereich zur Auftriebssicherheit eines 1000-jährigen Hochwassers ertüchtigt. Die im Mauerwerk eingelagerten Salze werden durch eine Wandflächentemperierung trocken und somit unschädlich gehalten. Die dafür notwendige Energie wird im Innenhof umweltfreundlich über Geothermie aus dem Grundwasserbereich der Saale gewonnen.

Als Hommage an die historischen Fassaden wurden die zeitgenössischen Neubauten im Innenhof aus Sichtbetonfertigteilen erstellt, die in Struktur und Farbe passend zum Sandstein angefertigt wurden.
Die Neubauten sind im Heilquellenschutzgebiet vorsichtig auf Wurzelbohrpfählen gegründet. Sie dienen den Elektro-High-Tech-Komponenten des Behördenzentrums sowie der barrierefreien Erschließung aller Ebenen.


Eine besondere Herausforderung stellten die historischen Stahl-Guss-Treppenhäuser vom Eisenwerk Joly Wittenberg dar. Unter einer Putzschale verborgen tauchte die bauzeitliche Konstruktion wieder auf. Der rechnerisch, aufgrund des Baualters, nicht zu erbringende statische Nachweis wurde durch experimentelle Messung erfüllt: 6 statt 4 kN/m² Belastbarkeit ermöglichen die uneingeschränkte Nutzung. Die eventuell im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen gusseisernen Treppenbaluster wurden nach bauzeitlicher Literaturrecherche neu entworfen, absturzsicher gemäß BayBO transformiert und statisch nachweisbar nicht in Kugel- sondern Grafitguss hergestellt. Die Betongeländer konnten so ersetzt werden.

Luitpoldbad,Treppenhaus, Zustand vor Renovierung

 

Die wertvolle Buntglasmalerei der Eckpavillons, ehemals einfachverglast und bewittert, liegt nun restauriert und geschützt hinter einer entspiegelten, thermisch verformten Wärmeschutz- und Sicherheitsverglasung gleicher Teilung. Im Fensterzwischenraum ist eine Verdunkelungsanlage integriert, so dass die schmuckreichen Eckpavillons multifunktional genutzt werden können. Trotz der teilweise massiven Eingriffe in den Baubestand ist der ehemalige 150 Jahre alte Badehauscharakter ablesbar geblieben. Alle Räume sind in einem sogenannten Raumbuch erfasst und somit die Bau- und Bädergeschichte dokumentiert.


Die Restaurierung der historischen Bauteile, wie Terrazzoböden, satinierte Holz-Glastüren, Rabitz- und Gewölbedecken sowie die Buntverglasungen und Treppenhäuser integrieren sich in das Behördenzentrum. Die fehlenden Attikabaluster der Natursteinfassaden sind wieder ergänzt worden und die Buntverglasung wirkt dank des Beleuchtungskonzeptes auch in der Nacht in den Kurpark.

Die Kissinger Bürger haben damit ihr „Stadtschloss zurückbekommen“.

Weitere Informationen unter: www.bayika.de

Alle Fotos sind über poolima für Veröffentlichungen erhältlich, die gesamte Auswahl finden Sie hier im Archiv.